Bettruhe oder Beibehalten der Aktivität?

Die althergebrachte Meinung über die Behandlung von Rückenschmerzen war, den Patienten bis zu zwei Wochen im Bett zu halten. Heute weiß man, daß Bettruhe für mehr als zwei Tage das Schlechteste ist, was Sie Ihrem Rücken antun können.
Warum? Man verliert pro Tag im Bett ca. 1% an Knochendichte, 1% an Muskelmasse und 1% an Herz-Kreislaufausdauer. Außerdem wird man steifer, bekommt Depressionen, der Schmerz fühlt sich nur noch schlimmer an und es wird immer schwerer, wieder ins Laufen zu kommen.

Es kann aber notwendig werden, Änderungen bei den Alltagsaktivitäten vorzunehmen:
Prinzipiell können Sie alle Alltagsaktivitäten durchführen, wenn Sie zuerst darüber nachdenken und sie dann ganz bewußt ausführen. Besonders längeres Sitzen tut meist nicht gut, weil es eine größere physische Belastung für den Rücken darstellt als Stehen. Vermeiden Sie es daher! Um notwendiges Sitzen leichter zu machen, unterstützen Sie die natürliche Krümmung Ihrer Wirbelsäule mit einem kleinen Kissen oder einem zusammengelegten Handtuch. Wenn möglich verwenden Sie einen Stuhl mit einer leicht nach hinten geneigten Rückenlehne. Beim Tragen achten Sie darauf, die Last körpernah zu halten. Das Heben einer Literbox Milch mit ausgestrecktem Arm kann Ihren Rücken mehr stressen als das körpernahe Heben von einem 20 kg schweren Gewicht!

Leichte Übungen können dem Rücken helfen – wählen Sie sichere Aktivitäten wie schwimmen (am besten Rückenschwimmen), spazieren oder am Zimmerfahrrad fahren. Wenn Sie diese Aktivitäten richtig durchführen und sich außerdem in Ihrem richtigen Herzfrequenzbereich bewegen, sind die Übungen nicht anstrengender als das Sitzen auf der Bettkante. Außerdem verhindern sie die Abschwächung der Rückenmuskulatur und damit eine Verlängerung der Krankheitsphase. Regelmäßige Übungen stärken neben der Muskulatur auch Ihre Knochen, heben die Stimmung, weil sie antidepressiv wirksam sind. Außerdem werden körpereigene schmerzstillende Stoffe beim Trainieren freigesetzt. Jeder kann die für ihn passenden Übungen finden oder bevorzugt eine andere Art von körperlicher Aktivierung. Finden Sie heraus, was Ihrem Rücken am besten tut. Arrangieren Sie Ihre tägliche Zeit so, daß Übungen bzw. die tägliche Bewegung ihren fixen Platz haben. Versuchen Sie zu gehen und nicht den Lift oder den Bus zu nehmen.

Sportler wissen, daß die Muskeln schmerzen können, wenn man mit Übungen beginnt. Das heißt aber noch lange nicht, daß es deswegen zu einer Verletzung gekommen ist! Dasselbe trifft auch auf Sie und Ihren Rücken zu. Keiner sagt, daß trainieren leicht ist! Schmerzmedikamente und bei Bedarf auch andere Behandlungsmethoden können helfen, den Schmerz besonders beim Übungsbeginn in Schranken zu halten – denn manchmal tut es anfangs weh, aber: je länger Sie den Trainingsbeginn hinausschieben, umso schwerer und schmerzvoller wird es! Es gibt keinen anderen Weg. Sie haben eine eindeutige Wahl: entweder stellen Sie Ihren Rücken ruhig oder Sie arbeiten sich durch Ihren Schmerz in Richtung Wiederherstellung Ihrer Gesundheit!

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