Radiale Stosswellentherapie

 Achillodynie  Schulterschmerz  Tennisellbogen
                                                   

Von der Urologie zur Sportmedizin
Die Effekte, die eine hochenergetische Stosswelle im menschlichen Körper auslöst, wurden in den frühen Achtzigerjahren beim Zertrümmern von Nierensteinen erstmals eindrucksvoll therapeutisch eingesetzt. Nachdem zahlreiche experimentelle und klinische Untersuchungen die Anwendung im Bereich von überlasteten bzw. chronisch entzündeten Sehnenansätzen und in stark verspannter Muskulatur nahe legten, hielt diese Therapieform auch im Bereich der Schmerz- und Sportmedizin Einzug. Die ersten Geräte wurden in Anlehnung an die Nierensteinzertrümmerer entwickelt und werden auch heute noch zum Teil eingesetzt.

Sonderdform: die radiale Stosswellentherapie
Da für die Therapie von Sehnenansatzüberlastungen und chronischen Muskelverspannungen in den meisten Körperregionen eine Eindringtiefe der Stoßwelle von maximal 3-4 cm ausreichend ist, wurde die Entwicklung einer etwas geringer energetischen Stoßwelle angestrebt. Diese konnte 1999 in Form der radialen Stoßwellentherapie in die Praxis umgesetzt werden. Die Hauptvorteile dieser Stoßwellentherapie sind vor allem die signifikant geringere Schmerzbelastung während der Behandlung, eine geringere Anwendungsdauer während der Einzelbehandlung bei gleicher Wirksamkeit und ein Bruchteil an Kosten. Die Stoßwelle wird bei diesem Therapiekonzept nach einem ähnlichen Prinzip erzeugt wie bei einer Pistole. Ein präziser Druckluftimpuls beschleunigt ein Projektil im Handstück. Dieses Projektil prallt auf eine Art Stößel auf und erzeugt dabei eine hochenergetische Druckwelle. Diese wird als Stoßwelle bezeichnet, sie breitet sich kugelförmig in der Behandlungsregion aus und ist für den therapeutischen Effekt verantwortlich.

Was sind die wichtigsten Wirkungen der Stosswellentherapie?
Eine bessere Durchblutung durch Freisetzung von durchblutungsanregenden Gewebsbotenstoffen führt im Bereich der unterversorgten Sehnenansatz- oder Muskelverspannungsareale wieder zu einer besseren Sauerstoff- und Nährstoffversorgung. Aber auch der Abtransport vor allem der sauren Stoffwechselendprodukte wird wieder ermöglicht und beschleunigt. Diese Stoffwechselendprodukte sind dafür mitverantwortlich, dass die Schmerzrezeptoren im schmerzhaften Areal überempfindlich werden. Damit verspüren wir bereits Reize, die normalerweise z.B. nur als Druck wahrgenommen werden, als schmerzhaft. Die Stoßwelle hat eine eigenständige schmerzstillende Wirkung einerseits über eine Schmerzimpulshemmung im Bereich des Rückenmarks und andererseits über die Freisetzung von körpereigenen Schmerzmitteln vor allem aus dem Gehirn (Endorphine, Enkephaline, ...). Direkter entzündungshemmender Effekt durch die Hemmung eines der wichtigsten Entzündungsenzyme. Freisetzung von Nerven- und Gewebsbotenstoffen durch die Steigerung des Energieniveaus in der Zelle und im Gewebe, die die Gefäßneubildung und die Knochenneubildung anregen. Die Lösung von Verklebungen zwischen Sehnenscheide und Sehne wird unterstützt. Als Summeneffekt wird im Gelenks- bzw. Muskelbereich zumeist eine ausgeprägte Verbesserung der Funktion erzielt.

Es gilt mittlerweile als erwiesen, dass bei den anerkannten Anwendungsgebieten der Stoßwellentherapie bei ca. 80% der Patienten bei denen andere Methoden wie z.B. Medikamente, Infiltrationen oder Akupunktur nicht mehr helfen noch eine deutliche Wirkung zu erzielen ist.

Was sind die Hauptanwendungsgebiete in der Schmerz- und Sporttherapie?

  • Tennis- und Golferellbogen
  • Achillodynie (Überreizung der Achillessehne durch Über- bzw. Fehlbelastung)
  • Kalkschulter bzw. schmerzhafte Enge zwischen Schulterblatthöhe und Oberarmkopf
  • Fersensporn
  • Patellaspitzensyndrom (Sehnenansatzüberlastung bei der Einmündung der dicken Sehne des vorderen Oberschenkelmuskels in den Knochen des Schienbeins)
  • „Bursitis trochanterica“ (zumeist Sammeldiagnose für schmerzhafte Über- und Fehlbelastungen am Knochenhöcker, der seitlich am oberen Teil des Oberschenkels zu tasten ist)
  • Triggerpunktbehandlung (zentrale Muskelschmerzpunkte als Reaktion auf länger dauernde Schmerzzustände im Bewegungsapparat)
  • Coccygodynie (schmerzhaftes Steißbein) In der Sportmedizin bei Überlastungszeichen an diversen Ansätzen von Sehnen an Knochenpunkten bzw. Sehnenmuskelübergängen wie z.B. Schienbeinkantensyndrom, schmerzhafter seitlicher Oberschenkelspanner, Muskelansätze am Sitzbeinhöcker, ...


Was passiert während einer Behandlungssitzung?
Der Arzt lokalisiert zuerst während einer eingehenden Untersuchung die hauptschmerzhaften Punkte. Diese werden dann mit einem Stift markiert. Um die Stoßwelle optimal in den Körper einzubringen wird ein Kontaktgel auf dem Behandlungsareal aufgebracht. Nach Ansetzen des Handstückes werden zur Gewöhnung des Gewebes an den Stoßwellenreiz vorerst ca. 300 Impulse mit geringer Frequenz und Stärke appliziert – dies hat eine lokale schmerzlindernde Wirkung, damit nun mit den notwendig hohen Impulsstärken gearbeitet werden kann. Je nach Behandlungsareal werden insgesamt durchschnittlich 2000 Impulse aufgebracht. Die Therapie ist zumeist nur mäßig schmerzhaft, sodass auf eine vorbereitende Lokalanästhesie verzichtet werden kann.

Was passiert im Anschluss an eine Behandlungssitzung?
Zumeist verspürt der Patient sofort eine gewisse schmerzstillende Wirkung. Nach ca. 24-36 Stunden kann es zu einer kurzzeitigen Symptomverschlechterung kommen, die aber nur für kurze Zeit anhält und danach in eine stabile Symptomverbesserung überleitet.

Wieviele Therapiesitzungen sind durchschnittlich notwendig?
Mit 3-4 Behandlungssitzungen kann in den meisten Fällen auch eine längerfristige Verbesserung von Schmerz, Beweglichkeit bzw. Funktion erzielt werden. Der Abstand zwischen den Sitzungen sollte 5-7 Tage betragen, um dem Gewebe genügend Zeit zu geben den therapeutischen Reiz im Sinne einer Heilung zu verarbeiten.